Gut ist nicht genug – Der Umgang mit Perfektionismus im Job

shutterstock_99897608

© Everett Collection/Shutterstock

 

Die Präsentation hat alle überzeugt, der Deal ist abgeschlossen, der Chef ist zufrieden.
Hinter all der Arbeit steht ein Perfektionist, der sich mit Gut nicht zufrieden gibt.

Eine perfektionistische Persönlichkeit stellt hohe Anforderungen an sich selbst.
Was der Chef im Beruf so zu schätzen weiß – Disziplin, Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit, Organisiertheit und harte Arbeit -, hat für den Perfektionisten aber auch negative Konsequenzen. Zufriedenheit kennt ein Perfektionist nicht.

Doch woran erkennen Sie, ob Sie perfektionistisch denken und handeln?Wie können Sie mit Perfektionismus besser umgehen?

Perfektionismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das über die Zeit relativ stabil ist und oft im Zusammenhang mit Berufserfolg und Leistungsmotivation genannt wird. Erfolgsorientierte Menschen arbeiten präzise, durchdringen und planen Arbeitsprozesse detailliert, sodass oft nichts Wichtiges verloren geht oder vergessen wird. Sie legen in Arbeitsvorgängen viel Wert auf Details, um so unerwarteten Überraschungen entgegen zu wirken. Erforderlich für diese klare Zielverfolgung und das daraus resultierende effiziente berufliche Arbeiten ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Deshalb werden Perfektionisten oftmals als ordentlich, verantwortungsbewusst sowie kompetent wahrgenommen und für ihren hohen Ehrgeiz als Mitarbeiter geschätzt. Als Konsequenz wird Ihnen oft schnell viel Verantwortung übertragen oder sie werden aufgrund Ihrer guten Leistungen befördert.

In das Bestreben nach Exzellenz investieren Perfektionisten jedoch viel Zeit und vor allem viel Energie. Dennoch wird das persönliche Optimum selten erreicht, was zu einer dauerhaften Unzufriedenheit und einem geringen Selbstwertgefühl führen kann. Die eigene Selbstachtung wird lediglich vom Erfolg abhängig gemacht. Werden Ziele nicht erreicht, entstehen Enttäuschung, Frust und Ärger. Perfektionisten schwanken somit oft zwischen dem Bedürfnis nach Erfolg und der Angst vor Versagen, was kraftvollen Antrieb und Ehrgeiz schafft. Dieses Dilemma ist vielen leistungsmotivierten Menschen bekannt.

5 Anzeichen für Perfektionismus

Alles muss perfekt sein –
Das Streben nach Erfolg treibt Sie an, mehr Arbeit als andere in ein Projekt zu investieren. Normaler Standard reicht Ihnen nicht, es muss schon das Beste sein. Hohe Ansprüche erwarten Sie nicht nur von sich selbst, sondern auch von anderen.
Besonders selbstkritisch –
Schon auf die kleinsten Fehler reagieren Sie mit starken Selbstzweifeln und deuten sie als Zeichen für persönliches Versagen. Auch wenn Sie mit Ihrer eigenen Arbeit hart ins Gericht gehen, so können Sie mit Kritik anderer schwer umgehen. Jede Kritik nehmen Sie persönlich. Dabei sind Sie gegenüber anderen ebenfalls kritisch und oftmals wertend. Was Sie bei sich nicht akzeptieren können, kritisieren Sie an anderen.
Versagensängste –
Nicht nur Streben nach Perfektion, auch Furcht vor Fehlern motiviert Sie zu mehr Arbeit. Vor einer Präsentation gehen Sie Ihren Vortrag lieber noch ein paar Mal durch, um auch wirklich bestmöglich vorbereitet zu sein. Aus Angst vor Versagen vermeiden Sie manchmal Risikosituationen, in denen Sie sich blamieren könnten. Dadurch fühlen Sie sich in Ihrer Kreativität, Innovation und Spontanität stark beeinträchtigt.
Schuldgefühle und Selbstvorwürfe –
Aufgrund Ihres Perfektionismus haben Sie ein ausgeprägtes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Bei eigenen und sogar bei fremden Missgeschicken fühlen Sie sich schnell verantwortlich.
Keine innere Offenheit –
Auch in Bezug auf Ihre Gefühle vermeiden Sie gegenüber anderen persönliche Schwächen, Enttäuschungen sowie Ängste. Die innige Verbindung und das Öffnen vor anderen ist ein langer Prozess. Ungeschützt und verletzlich wollen Sie sich selten zeigen. Perfektionisten haben oft das Bedürfnis, sich nach außen hin stark zu präsentieren und die Kontrolle über ihre Gefühle zu haben – so wie über jeden ihrer Lebensbereiche.

4 Tipps zum besseren Umgang mit Perfektionismus

Erkennen Sie Ihre zu hohen Erwartungen –
Einsicht ist der erste Weg zu Besserung! Verdeutlichen Sie sich, dass Sie stets nach dem Optimum streben und Mittelmaß (noch) nicht zu Ihrem Selbstbild passt. Halten Sie sich aber vor Augen, dass Ihr Umfeld wahrscheinlich nicht so hohe Anforderungen an Sie stellt wie Sie an sich selbst.
Setzen Sie Ihr Ziel nicht zu hoch an –
Definieren Sie klare Ziele und kennen Sie Ihre Grenzen. In welchen Bereichen sind Genauigkeit und Qualität nicht so entscheidend? Wo können Sie Ihre Kraft einsparen? Wägen Sie Nutzen und Kosten ab. Überwiegen die Kosten, überdenken Sie noch einmal Ihr Ziel oder den Sinn der Aufgabe.

Formulieren Sie einen klaren Zeitrahmen –
Achten Sie auf Ihr Energiekonto und legen Sie im Vorfeld fest, wie viel Zeit und Energie Sie jeweils in bestimmte Aufgaben investieren. Halten Sie sich an Deadlines, bis zu denen Sie Ihre Arbeit fertig gestellt und abgegeben haben.

Nehmen Sie sich eine Auszeit –
Wirken Sie dem Gefühl der Überforderung im Beruf entgegen. Sagen Sie auch einmal Nein, wenn Sie schon mit Arbeit voll ausgelastet sind. Machen Sie Urlaub und erholen Sie sich. Und gönnen Sie sich ab und zu einmal ,,nur“ das Mittelmaß.